Es geht darum, uns zu ent-lasten. Jeder sich selbst, und uns gegenseitig.
– das grosse Ganze, die Umwelt, unsere Gesellschaft, unsere Partnerschaften und Freundschaften. Wir alle sind be-lastet aus den unterschiedlichsten Gründen.
Alleine werden wir es nicht schaffen, diese Lasten abzutragen.
Doch wo fängt man an? Bei sich. Mit Bewusstmachung. Ich kann mich fragen «Was belastet mich?» – «Warum?» – «Wie kann ich dabei helfen, mein Umfeld zu entlasten?»
Um einander dabei zu helfen, müssen wir klar und ehrlich sein. Und zwar gnadenlos. Es bringt nichts, sich zu verstecken. Im Gegenteil: es löst nur noch mehr Leid aus. Wir müssen uns eingestehen, dass wir abhängig sind von Anderen. Warum auch nicht? Was ist so schlimm daran?
Um uns von Lasten zu befreien, müssen wir (wieder) zuhören, hinhören, wahrnehmen – uns selbst und das Aussen, mein Gegenüber, die Umwelt. Wir müssen unsere Sinne schärfen. Wir müssen unsere Stärken und Schwächen erkennen und auch die der Anderen akzeptieren. Diese «Arbeit» muss einerseits jede:r für sich und auf der anderen Seite jede:r mit seinem Gegenüber tun – immer wieder, im Wechsel quasi.
Wir lernen alle anders und haben alle etwas anderes gelernt. Wir müssen lernen, auch die Lasten der/des Anderen zu akzeptieren. Und auch, wenn es nicht unsere eigenen Lasten sind.
Mit 100-prozentiger Sicherheit haben wir eine Fähigkeit, die jemand anders nicht hat.
Und wenn ich darüber weiss, kann (und sollte) ich doch aushelfen!?
Wenn ich nur damit beschäftigt bin, meine eigenen Lasten loszuwerden, werde ich alleine bleiben. Und was, wenn ich Hilfe brauche? Kann ich mich fallen lassen? Kann ich mich (selbst) auch mal ver-lassen?
Wo sind die Anderen, wenn ich mal nicht kann?
Ich habe nicht wirklich gelernt, wie das geht – mich auf mich zu verlassen. Ich möchte das lernen. Und dazu brauche ich Hilfe. Und gerade sehr viel davon, weil ich in einer Krise stecke. Wie man sich auf sich selbst verlässt, weiss ich (noch) nicht. Gleichzeitig gesteht mir meine Mutter, dass sie Angst hat, unser Kontakt könnte abbrechen. Bin ich jetzt dafür verantwortlich, ihr dieses Gefühl zu nehmen? Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mich um mich kümmere? Wer belastet und entlastet hier wen? Wie soll das gehen?
Ich finde, es ist an der Zeit, dass die «Stärkeren» den «Schwächeren» helfen. Und zwar im Sinne von:
Mal bin ich stark, mal bin ich schwach.
Mal bist du stark, mal bist du schwach.
Ich habe in meinem Leben eine grosse Last herumgetragen, ohne es zu wissen (Stichwort «ADHS-Diagnose mit 45» und «Burnout»). Ich habe mich verausgabt.
Jetzt brauche ich (sowie alle neurodivergenten Menschen, die noch nicht gehört wurden) die Hilfe der «Starken».
Indem wir uns einander Raum geben und uns einander zuhören.
Danke
Nachtrag
Was wir wohl verlernt haben: uns Zeit zu nehmen.
Ja, eine grosse Herausforderung in Zeiten von Social Media, KI und technischem Fortschritt. Alles ist so «schnell» geworden. Und wenn wir dann erschöpft sind (das hält ja kein normaler Mensch aus), besuchen wir teure Achtsamkeits- und Entschleunigungs-Seminare.
Ganz ehrlich:
Hört auf damit!
Es ist so einfach, runterzufahren. Indem wir uns wieder auf das Hier und Jetzt besinnen. Mit jedem einzelnen Gegenstand, den ich in den Händen halte. Indem ich wieder mehr Dinge mit den Händen mache.